Filmentwicklung Schwarz/Weiß

In diesem kleinen Tutorial möchte ich Euch aufzeigen, wie Ihr ganz leicht Eure fotografierten Schwarz-Weiß-Filme selbst entwickeln könnt. Der Entwicklungsprozess ist leicht überschaubar und dauert insgesamt nicht mehr als 15 Minuten. Aber immer der Reihe nach …

Was benötigt wird

  1. Benötigtes Equipment
  • Filmentwicklungsdose

Hier gibt es verschiedene Hersteller (Kaiser, Jobo, Paterson), ich verwende eine Dose von Paterson mit 2 Filmspulen für 135 mm KB-Filme. Es gibt dann bei Bedarf für eine solche Dose auch Einsätze für 120 mm Filme nachzukaufen. Also man muss sich quasi überlegen, was man jetzt und ggf. in Zukunft damit anstellen will (wie im richtigen Leben …) 😉

  • Wechselsack

Mein Wechselsack ist schon über 25 Jahre alt, aber noch tadellos. So ein Teil nutzt sich ja kaum ab, also hier muss man nicht sparen, da so ein Stück laaange Zeit von Nutzen sein wird.

  • Filmherauszieher

Ich nutze einen Filmherauszieher von Kaiser, gibt es aber auch von Hama oder anderen Herstellern. Da man ohnehin etwas Übung braucht damit umzugehen, ist es eigentlich egal, welchen man da kauft. Kaiser ist meines Wissens am günstigsten, Hama hält am längsten.

  • Messbecher 500 ml (oder auch mehr)

Hier kann man einen normalen Messbecher aus dem Supermarkt nehmen, wie er auch in der Küche üblicherweise verwendet wird.

  • Messzylinder 50 – 100 ml

Um die Chemikalien abzumessen benötigt man einen Meßzylinder mit einer entsprechend kleinteiligen Skala. Ideal ist ein Volumen mit Einteilung zwischen 50 bis 100 ml, das sollte für die meisten Anwendungszwecke reichen.

  • Laborthermometer (oder ähnlich)

Ein reines Laborthermometer braucht man nicht zwingend. Ich nutze ein digitales Bratenthermometer für 10 EUR, das reicht m. E. völlig aus.

  • Chemikalienflaschen (ca. 750 ml – 1.000 ml) mit Aufklebern zum Beschriften

Hier gibt es ebenfalls eine große Auswahl zu kaufen. Am Besten nehmt Ihr welche mit großer Öffnung, das erleichtert das Be- und Umfüllen enorm.

  • Filmklammern

Wer komplett professionell ausgestattet sein will, kauft sich spezielle Filmklammern, aber normalerweise reichen normale Wäscheklammern (ideal sind etwas größere Exemplare) völlig aus.

  1. Benötigte Chemikalien
  • Entwickler

Hier nutze ich derzeit den „Ilford Ilfosol 3“ aus dem „Simplicity Starter Kit“, alle angegebenen Mengen und Zeiten in diesem Tutorial entsprechen diesem Produkt.

  • Stoppbad

Hier nutze ich derzeit den „Ilford Ilfostop“ aus dem „Simplicity Starter Kit“, alle angegebenen Mengen und Zeiten in diesem Tutorial entsprechen diesem Produkt.

  • Fixierlösung

Hier nutze ich derzeit den „Ilford Rapid Fixer“ aus dem „Simplicity Starter Kit“, alle angegebenen Mengen und Zeiten in diesem Tutorial entsprechen diesem Produkt.

  • Netzmittel

Hier nutze ich derzeit den „Ilford Ilfotol“ aus dem „Simplicity Starter Kit“, alle angegebenen Mengen und Zeiten in diesem Tutorial entsprechen diesem Produkt.

  • Wasser (zwar keine Chemikalie an sich, aber dringend nötig) 😉

Vorbereitung zur Entwicklung

Der Film ist fertig „geknipst“, zurück gespult und nun kann es eigentlich fast schon los gehen. Allerdings müssen wir natürlich den Film zunächst aus der Filmpatrone heraus und in die Entwicklungsdose hinein bringen. Das erfordert etwas Geschick und Erfahrung, daher ist es vielleicht gar nicht verkehrt, wenn Ihr das ganze Prozedere anhand eines alten Films, den Ihr noch irgendwo herumliegen habt, üben könnt. Oder Ihr investiert einfach mal die 3 bis 4 EUR in einen billigen Film aus dem Drogeriemarkt und trainiert damit.

  1. Film herausziehen

Zunächst nehmt Ihr den Film aus der Kamera und bringt den oben erwähnten Filmherauszieher zum Einsatz.

Der Film ist ja, nachdem Ihr in der Kamera zurückgespult habt, komplett in der Patrone verschwunden:

Also Filmherauszieher in die Patrone einführen und „ritsch-ratsch“ den Film heraus holen, wie das konkret geht, erfahrt Ihr am Besten in der Anleitung des Herstellers, aber wie gesagt, ein wenig Übung und das klappt wie am berühmten Schnürchen…

Der Film ist draußen und wird nun ein wenig abgeschnitten und die Ecken etwas abgerundet, damit er später in der Spule besser transportiert werden kann:

Links der herausgezogene und zurecht geschnittene Film, rechts noch mal der Vergleich zum neuen (unbelichteten) Film, hat auch den Vorteil das man die beiden nun nicht mehr verwechseln kann!

  1. Film in die Dose einspulen

Nun kommt (meines Erachtens) der fummeligste Teil der ganzen Sache, wir „popeln“  den Film in die Spule und das muss natürlich im Dunkeln erfolgen. Ihr könnt natürlich warten, bis Neumond und Euch dann in den Keller verkriechen, aber es geht natürlich im 21. Jahrhundert auch viel einfacher! Abhilfe schafft hier ein sogenannter Wechselsack, den es für rund 30 EUR bei Amazon & Co. zu kaufen gibt.

So sieht das Teil aus:

Man hat einen doppelten Reißverschluss an der Unterseite und zwei Öffnungen für die Arme / Hände damit Ihr im Inneren ordentlich „fummeln“ könnt. Nun kommen die ganzen Utensilien (Filmentwicklungsdose – komplett zerlegt –, der Film und eine kleine  (nicht allzu spitze) Schere in den Sack:

Den Film könnt Ihr am Ansatz schon ein Wenig in die Spule einfädeln, da ja dort noch kein Bild drauf ist und der Teil ruhig Licht vertragen kann. An der Spule (zumindest bei Paterson ist das so) sind zwei kleine Stifte, die in die Filmperforation einrasten und so den Film dann transportieren:

Nun aber alles husch-husch ins Säckchen, den Reißverschluss zugemacht und die Arme links und rechts eingefädelt. Innen alles erst einmal ertasten, wo was liegt und dann den Film einspulen. Das geht recht einfach indem man immer die rechte Seite nach vorn dreht und anschließend die linke Seite nachführt, so wird der Film Stück für Stück in die Spule transportiert. Ich ziehe mir immer ein paar Zentimeter Film heraus, spule diesen ein und ziehe dann wieder ein wenig aus der Spule. Wie gesagt, wenn man das noch nie gemacht hat, ist es sicher ganz gut, wenn man das mal auf Sicht übt, um dann später im Dunkeln besser zurecht zu kommen. Man arbeitet ja nur nach Gefühl!

Wenn der Film in der Spule komplett eingefädelt ist, das Ende mit der bereitliegenden Schere abschneiden, noch ein zwei Drehungen an der Spule, so dass der Film ordentlich sitzt und nun die Entwicklungsdose zusammensetzen, den Deckel drauf, so dass er ordentlich einrastet (und es also im Doseninneren auch dunkel bleibt) und nun könnt Ihr den Sack wieder öffnen und die Dose samt eingespulten Film entnehmen.

Und schon kann es mit dem eigentlichen Entwicklungsprozess beginnen!

Entwicklungsprozess

  1. Vorbereitung der Chemikalien

Ich gehe, wie schon erwähnt hier speziell auf das „Ilford Simplicity Starter Kit“ ein, die speziellen Mischungsverhältnisse und Kippzeiten erfahrt Ihr dann bei der Verwendung von anderen Chemikalien direkt aus der jeweiligen Anleitung des Herstellers. Hilfreich kann auch die eine oder andere Smartphone-App sein, ich habe mir mal „Dev it“ angesehen, dort kann man aus einer großen Datenbank Film und Chemikalien zusammen wählen und bekommt dann die entsprechenden Zeiten angezeigt, aber der Nutzen ist kaum größer als die Angaben in den Beipackzetteln der Hersteller…

Was Ihr braucht, habe ich ja oben schon beschrieben. Ihr bereitet Euch am Besten drei der Chemikalienflaschen vor und beschriftet diese mit eingängigen Kürzeln (ich habe DEV für die Entwicklung, Fix für den Fixierer und Stop für das Stoppbad gewählt):

Die Mischungsverhältnisse bitte ziemlich genau einhalten, da sonst das Ergebnis nicht passabel werden kann. Ein bis zwei Milliliter Wasser mehr oder weniger machen sicher nichts aus, aber bei 10 – 20 ml kann es dann schon grenzwertig sein. Was die Temperatur betrifft, so ist der von mir beschriebene Prozess auf 20°C abgestimmt, Ihr könnt aber auch mit 24° arbeiten, dann sind die Zeiten eben kürzer, aber die ganze Sache dauert ohnehin nur ein paar Minuten, also da muss man nicht „rennen“. Auf meinem Bild seht Ihr noch einen grünen Messbecher, darin befindet sich das Netzmittelbad. Das ist im Prinzip ähnlich wie Spüli, früher haben wir das auch tatsächlich so gemacht, da hatten wir gar kein spezielles Netzmittel. Aber heutzutage ist das eben so… 😉

Nachdem Ihr alle Chemikalien angemischt habt, Kann es also endlich mit der Filmentwicklung los gehen! Als erstes kommt natürlich die eigentliche Filmentwicklung an die Reihe und dieser Prozess ist tatsächlich auch die heikelste und am stärksten beeinflussende Sache bei der Filmentwicklung. Hier kann man die größten Fehler machen oder aber auch am Meisten variieren und das Ergebnis „pimpen“.

Entwicklung

Das Mischungsverhältnis  für den „Ilford Ilfosol 3“ beträgt 1:9, also 60 ml Lösung auf 540 ml Wasser. Insgesamt sollten sich also 600 ml fertige Entwicklungsflüssigkeit in Eurem kleinen Tank befinden.

Nun schüttet Ihr die Entwicklerflüssigkeit vollständig in Eure Filmentwicklungsdose und startet den Timer am Smartphone, welcher auf 4 Minuten 15 Sekunden eingestellt ist. Nach dem Einfüllen der Lösung dreht Ihr die Spule insgesamt 4 x jeweils eine Runde hin und eine Runde her. Schön gleichmäßig und setzt dann die Dose einmal ruckartig auf, so dass sich evtl. gebildete kleine Luftbläschen aus der Spule lösen können. Nach jeweils einer Minute wiederholt Ihr das Ganze mit EINER Drehung (hin und her), bis Ihr 10 Sekunden vor Ablauf des Timers seid und beginnt dann die Flüssigkeit wieder in Euren Tank zu schütten. Das sollte alles ohne Pause erfolgen, also wirklich die Zeiten bitte exakt einhalten, davon hängt letztendlich Euer Erfolg ab!

  • Stoppbad

Sofort im Anschluss wir das Stoppbad eingefüllt, welches zuvor im Mischungsverhältnis  von 30 ml / 570 ml angesetzt wurde und macht innerhalb von Zehn Sekunden 4 Drehungen. Das geht also alles ziemlich fix! Danach das Stoppbad wieder zurück in den Tank füllen und sogleich mit der Fixierung beginnen. Das Stoppbad hat letztlich die Aufgabe, den Entwicklungsprozess zu stoppen, so dass also keine Silberhalogenide mehr aus der Emulsion gelöst werden.

  • Fixierung

Die Fixierungslösung wurde zuvor im Verhältnis von 1:5 (100 ml / 500 ml) angesetzt und kommt nun als nächstes in die Filmentwicklungsdose. Nun wird also die zuvor entwickelte Schicht „eingebrannt“, so dass kein Licht mehr an den in der Emulsion verbliebenen Silberhalogeniden „herumspielen“ kann. Sonst würde ja der Film mit der Zeit immer dunkler, die Bilder also immer blasser werden … Die Fixierung dauert wieder 4 Minuten und die „Kippregeln“ sind wie beim Entwickler auch, also 4 Drehungen beim Start und dann alle Minute eine Drehung.

  • Wässerung

Nachdem nun der Film entwickelt und fixiert ist, geht es ans Wässern. Ich mache das direkt aus dem Wasserhahn und fülle also das Wasser ohne Umweg in die Dose, bis diese voll ist (das sieht man am Überlauf), aber Ihr könnt natürlich auch einen Messbecher vorbereiten, in dem Ihr das Wasser zuvor eingefüllt habt. Ich prüfe vorher mit meinem Thermometer bei welcher Stellung des Wasserhahnes ungefähr 20°C erreicht werden und merke mir dies. Ganz einfach und pragmatisch …

Die Wässerung erfolgt in drei Stufen:

  • 15 Sekunden mit 5 Drehungen
  • 30 Sekunden mit 10 Drehungen
  • 60 Sekunden mit 20 Drehungen
  1. Trocknung

Zum Schluss nun noch das vorbereitete Netzmittel (10 ml Netzmittel auf 590 ml Wasser) einfüllen und dieses bei 5 Drehungen 10 Sekunden einwirken lassen und danach abgießen. Da es sich um nichts Anderes als Spülmittellösung handelt, könnt Ihr dieses also auch direkt in Euer Waschbecken kippen, da passiert nichts umweltschädlicheres, als wenn Ihr Euch mit Seife wascht. 😉

So, nun habt Ihr es endlich geschafft! Euer erster Schwarz-Weiß-Film ist entwickelt und kann nun aus der Dose geholt werden. Nun hängt Ihr den Film zum Trocknen auf und nach ca. 1 Stunde könnt Ihr Ihn in handliche 6er-Streifen zerschneiden und z. Bsp. mit einem Scanner digitalisieren.

Die Filmentwicklunsdose und alle zugehörigen Teile spült Ihr ordentlich mit klarem Wasser ab und stellt sie zum Trocknen (z. Bsp.) in die Badewanne. FERTIG!